Ich fühl mich (immer öfter?) so klein, verletzbar, unsicher - so ohne Wissen wie ich Sein darf und kann, dass es manchmal fast nicht gelingen mag nach den Regeln der "Großen" zu Sein. Ich reiß mich zusammen und auseinander. Ziehe mich hinein in das Leben und hinaus aus dem Leben. Und meistens hänge ich kreuz und quer dazwischen. Und dabei kann ich gar nicht klein sein - ich weiß nicht wie Sein lassen.
Dienstag, 3. Juni
Erst einmal entledigte sie sich von der viel zu dünnen Haut, die diesen Körper umgab. Sie war nicht so vorsichtig dabei, eigentlich schon richtig ungeduldig. Sie wollte es zu Ende bringen - was nutze ihr eine Begrenzung, die nicht tat was sie wollte, die zu dick, zu dünn, zu wenig, zu viel und irgendwie nie richtig war. Sie wollte sehen, was geschieht, wenn diese Barriere weg ist.
Ihr Innenleben brach langsam aus ihr heraus. Mit jeder Bewegung kamen die Dinge ans Licht. Nie vorher hatte sie die Dinge im Licht betrachtet. Es war ein ziemliches durcheinander und vieles war kaum Identifizierbar. Ja, von manchem hatte sie schon gehört und anderes wurde vorher vermutet. Für vieles gab gar keine Worte - vieles, was immer schon unter der Haut brannte und sie Schweigen ließ. Jetzt war es Sichtbar - alles!
Bedacht flog sie über alles hinweg. Es machte sie traurig - aber jetzt, ohne Körper war weinen
wirklich unmöglich. Sie betrachtete die Augen genauer und sah, wie immerzu kleine Mauern gebaut wurden, da wo eigentlich das Weinewasser fließen sollte. Im Eifer wurden die Mauern auch mal zu groß gebaut - kein Wunder, dass sie so oft nicht sah, was andere sahen!
Ach, sie war versucht einfach fort zu Fliegen, sich mit dem Wind treiben zu lassen - vielleicht ans Meer? Sollten doch
die Anderen ordnen und sortieren. Sollten sie sich eine andere Haut wachsen lassen. Wo sind sie eigentlich? Jetzt erst merkte sie, dass niemand ihr den Blick verschleierte. Niemand sich in ihre Gedanken schlich. Niemand ihr einfach etwas gab oder nahm. Sie war Frei! Staunend ließ sie ihre Wahrnehmung im Raum stehen und niemand stieß sie um. Entzückt gluckerte ein leises Lachen aus ihr heraus. Sie konnte ihre Wahrnehmung von allen Seiten betrachten und sie drehen und wenden und es blieb tatsächlich ihre ureigene Wahrnehmung.
Ihr Blick fiel wieder auf all das, was vorher nur unter der Haut war, all das hatte sich angesammelt. Vieles davon gehörte nicht zu ihr. Sie könnte weggucken - einfach wegfliegen... war sie eigentlich tot? Diese Lebendigkeit, die sie spürte - das war mehr, als sie je gespürt hat. Ihr gefiel das. Dabei diese ruhige klare Art zu denken. Eine neue Haut? Nein, sie will keine neue Haut. Nicht weiter wie bisher.
Sie flog zum Meer. Setzte sich an den Deich und genoss den Frieden. Ein Schaf kam vorbei und atmete sie ein. Jetzt... jetzt war es vorbei.
Die Anderen? Ließen sie sich eine neue Haut wachsen? Egal, egal, egal...
Samstag, 1.06.
Ich möchte schreiben, aber es ist so festgefahren.
Wenn wir dann mal Worte schreiben, dann ist es so depressives Beschreiben (wie unten) und das ist so sinnlos.
Mittwoch, 28.5.
Wenn zu viel zu wenig ist und zu wenig schon zu viel
Wenn Farbe ist, sie aber nicht mehr berührt
dabei niemals vergessen werden kann, wie sinnlich Farbe sein könnte
Wenn die Traurigkeit über den Verlust von etwas, das man nie besessen hat, Alltag ist
Sonntag, 18.5.
Alles verliert sich - ich verliere mich. Wenig, was Halt und Rahmen gibt. Denkblockaden sind es nicht (alleine), nur die Nichtigkeit, die alles verschlingt. Keine Sekunde mehr aushaltbar und doch wird sie zu Wochen und Monaten. Einfach so. Weil ich nichts (nicht genug) mache(n kann).
Erleben, wie ich verkümmere (Synonyme: [1] ungenutzt bleiben, verloren gehen, nicht ausgebildet werden [2] schrumpfen zurückbilden; Pflanzen: eingehen, verwelken - Quelle:
Wiktionary)
Alles was da ist und nicht da ist - wofür es Worte gibt und keine Worte gibt - alles endet im Nichts.
Es ist...
... zu dramatisch und zu undramatisch.
... unwichtig.
... oberflächlich.
... dumm.
... schnell wieder ins vergessen oder in die Amnesie oder ins dissoziieren oder wohin auch immer verschwunden.
... ja schon immer so und doch noch nie so gewesen.
... zuviel oder zu wenig.
... gerade nicht (mehr) da.
...
Auch das, was ich bis hierher geschrieben habe, taucht langsam in diesen Nebel der Sinnlosigkeit ein. Löschen? Weiterschreiben? Veröffentlichen?