Irgendwie scheint sich wirklich was zu verändern…
Vermeidungstänze (wie es
C. Rosenblatt so treffend nennt – ich nannte es mal Sternentic, aber es betrifft nicht alle sterne) also noch mal: Vermeidungstänze dienen ja dazu etwas zu vermeiden… und ich tanze da viele verschiedene Schrittfolgen, denn so sehr ich auch offen mit dem DIS sein umgehe – so sehr vermeide ich es auch, davon wirklich etwas bei uns mit zu kriegen. Noch schwieriger wird es für mich wenn andere davon was mitkriegen… also so ganz theoretisch habe ich da gar keine Probleme mit, aber …
Wenn ich merke das ich wirr bin, dann ist das schon nicht so angenehm, aber wenn ich dann auch noch wahrnehmen muss das es daran liegt, dass andere sterne nahe sind und dann auch noch z.B Mai oder Urs das mitkriegt und es auch deutlich macht das sie es wahrnehmen… das ist für mich echt schwierig! Alleine kann man ja noch denken:”Was ist nur los mit
mir heute?” oder irgendetwas anderes, was bewirkt, das man nicht wirklich weiterdenkt. Wen stört es (außer mir), wenn ich was suchen muss, nicht mehr weiß warum ich wohin gegangen bin, Kinderfilme beruhigend wirken oder ich nicht weiß, was ich eigentlich wissen müsste. Ich bin halt komisch und ja auch daran gewöhnt. Ich hinterfrage nichts wirklich ernsthaft. Nur, wenn es jemand mitkriegt, die es versteht und benennt und unter Umständen da auch drauf eingeht – dann merke ich es, diesen unwiderstehlichen Drang/Zwang Vermeidungstänze aufzuführen. Ich tanze sie täglich, aber ich merke es nicht.
Ich will es auch nicht merken! Irgendwie. Und doch will ich dahin kommen, weil es nicht anders weitergeht und es wichtig ist, wenn wir noch ein Chance auf ein gutes Leben haben wollen.
Darum mache ich ja das Ganze hier. Schreibe, auch wenn ich am liebsten gar nichts dazu schreiben würde! Grmpf…
Der gestrige Termin mit Mai war ein ganz normaler. Ich dachte wir gehen halt zur Augenärztin und dann zur Krankenkasse, wegen der Rezeptbefreiung. So suchte ich im letzten Moment Unterlagen zusammen, von denen ich meinte sie zu brauchen. Als Mai kam, stellte sich schnell raus, dass ich umsonst gesucht hatte, denn wir hatten irgendwann vorher schon mit der Kasse telefoniert und anderes abgesprochen. Mich macht es wirr, wenn ich das nicht mehr weiß und erst nach und nach wieder “zugriff” auf sowas kriege. Dann hat es eben auch Mai mitbekommen und dann ist es mir wieder peinlich, weil ich doch meine Vermeidungstänze aufführen will, aber so werden sie unterbrochen und durcheinander gebracht. Ich liefere so immer wieder Stoff, der es mir erschwert einen perfekten tanz aufzuführen und dann werden diese Tänze eher zu gestampften und ich will das nicht und je wirrer ich werde, desto mehr Stoff biete ich. Aus irgendeinen Grund ist es dann auch so, dass wohl Innere mehr nach vorne kommen und ich insgesamt mehr mitkriege und teils weniger, weil ich manchmal anscheinend gar nicht mehr da bin. Wo bin ich dann? Ich würde es nicht merken, wenn es da nicht Wissenslücken gäbe. Ist das wirklich erstrebenswert? Wenn ich etwas anderes wüsste, dann würde ich es tun, aber ich hab in 40 Jahren scheinbar nichts anderes gefunden, als diesen Weg zu gehen.
So ging es zur Augenärztin, wegen der Nachsorge. Es ist ein Termin der bisschen stress macht, weil aus irgendeinen Grund es schwierig ist, wenn wir da sitzen und jemand uns so nah in die Augen guckt. Ich muss immer an ein Ärztehaus in der Stadt von früher denken, aber ich weiß nicht warum. Dazu war es beim letzten mal so, dass der Vertretungsarzt uns auf diesen Stuhl setzen ließ und dann diesen Tisch mit Apparaturen mit Schwung in unseren Bauch drückte und dann sollte ich das Kinn drauf legen und kam fast nicht hin, weil zu viel Körper und unbeweglich und wir waren voller Scham und hatten Angst es wird jetzt auch wieder so. Es war etwas anders. Sie machte es vorsichtig mit dem Tisch und die Untersuchung dauerte viel kürzer. Die Scham bleibt. Aber wegen der OP ist alles gut abgeheilt.
Ich zoome noch mal ein Stück zurück.
Wartezimmer. Eigentlich vermeiden wir da rein zu gehen und wenn es sein muss, haben wir es irgendwie ausgehalten – insofern ander Menschen drin saßen. In diesem Fall eine Flur-Ecke. Es saßen schon Menschen dort und wir setzten uns dazu und ich versuchte mich mit Mai zu unterhalten, die anderen Menschen dort zu beobachten und sagte mir, dass alles in Ordnung ist und wir nur warten. Aber es wurde schwerer und irgendwann gingen wir da weg und in den Hausflur. Stress. Aber auch auf dem Flur war es stressig, weil dort so viel los war und von allen Seiten mal jemand kam. Der hausflur ist zudem meist so laut (hallig) – blöd.
Klar – à la Vermeidungstanz könnte ich das jetzt so stehen lassen, weil bisschen stress macht sowas vielen und Punkt. Eigentlich würde ich es auch stehen lassen, aber da war Mai und die hat es nicht stehen gelassen und in der Situation nachgefragt und durch das Nachfragen wurde es mir deutlicher und auch wenn ich mich schwer tat, weil doch getanzt werden muss, so blieb es doch irgendwie hängen. Nein, nicht alles, weil ich nicht alles mitkriege und das ist mir eben auch klar. Es ist als wenn ich es auskotzen müsste – es will mich nicht verlassen – vermutet wird, dass es vielleicht eine Panik war oder eine Angst? Schweiß, unruhe, schreckhaft – dagegen kämpfen nicht wegzulaufen. Das ist was ich noch erinnere. Und diese Scham, weil Mai das mitkriegt und benennt. Und Scham weil ich weiß, das sie weiß und dennoch Tanzen will und einfach tanzend sterben will.
Warum tu ich mich da sooo schwer?
Je mehr sowas von außen gesehen und benannt wird, desto mehr krieg ich mit – ich denke das ist so. Vielleicht weil sich Innere gesehen fühlen und Näher kommen? Oder weil mir mehr Gefühle zugestanden werden? Weil wenn da jemand ist und mitkriegt und benennt, dann kann das auch Hilfe bedeuten, darf es deswegen nach Außen kommen? In der Therapie mach ich das auch recht gut, da es meist um Situationen geht, die schon waren oder noch kommen, kann man sehr gut meistens theoretisch reden und selten nur ist man mit dem jetzt konfrontiert. Oder? Und ich tanze zwanghaft den Vermeidungstanz (kein wunder das ich dauergeschwollene Knöchel habe^^
Vor ein paar Tagen habe ich das fertig geschrieben, wegen dem Schwerbehindertenausweis. Mai hatte mit uns viel vorgearbeitet und benannt. Beim Ausarbeiten und abtippen war es Megaschwer Auszuhalten, dass alles das was ich da schrieb wirklich mit mir zu tun hat. Panikattacken? Angst? Sozialphobie? Hat nichts mit mir zu tun! (Klar, ich sitze aus Spaß in der Wohnung fest und schaffe es nicht Kontakte zu pflegen) Manchmal krieg ich mit wie Widersprüchlich ich bin und kann es dennoch nicht stoppen.
Seit ein paar Tagen, kann ich wieder oft nicht gucken / lesen. Die Augen sind so angestrengt, das ich es nicht schaffe – alles verschwimmt. Wollte auch grad auf Facebook noch bisschen nachlesen, aber es ging nicht, obwohl ich die Schrift echt schon groß stelle. Schreiben jetzt geht besser, aber auch schon schwierig. Was ist das? Ich versuche es hinzunehmen, aber es stört ziemlich sehr.
Werde ich es je schaffen die Vermeidungstänze weniger werden zu lassen oder gar sein zu lassen? Und bin nur ich das, oder ist es auch von Inneren? Und hey – mir macht das echt Angst – glaub ich.