Montag, 28. Juli 2014

Sonntag, 27. Juli 2014

gesammelte Eindrücke und Gedanken


Mittwoch, 23.07.2014

Gerade hatten wir den 4.  letzten Termin mit Urs, dann hört sie erst einmal auf zu Arbeiten. Blöd. In der letzten Zeit haben wir das meistens Verdrängt und irgendwie wollen wir das auch gar nicht wirklich realisieren. Aber... es wird so kommen. Dann übernimmt Mai erst mal alle Stunden und mittelfristig werden wir nach und nach schauen müssen, wer neues in das Team passt. Es wird eine Art Castingzeit geben (müssen). Hier macht das natürlich Traurig und Trotzig und doof und überhaupt - warum können Menschen nicht einfach bleiben und was soll denn immer dieses Ding mit dem "Verändern" - es lief doch gut. Besser man lässt sich nicht wieder auf jemanden Neues ein - die geht ja dann auch wieder. Unvorstellbar, dass es noch jemanden geben kann, die "so gut passt" - grummel, murmel - Bääähh. Das jemand Neues ja auch wieder Neues mit rein bringt, ist da grad so ziemlich der blödeste Spruch und ich glaube, mehrheitlich scheißegal. Will nicht. Muss aber. Doof. Jetzt steht das auch noch hier und erhält noch ein wenig mehr Realität. *Seufz
Es gibt Momente, wo ich das Gefühl habe, dass wir so ein bisschen den totalen Katastrophenmodus verabschieden. Zeiten in denen nicht nur ausgehalten und "weg gemacht" werden muss. Wo Ideen wieder Raum haben und vielleicht auch sowas wie "Zukunft". Auch im Internet geht hier und da wieder Kommentieren und so was... mir zu langsam alles, aber eben doch merkbar eine Veränderung. Ein "Spuren hinterlassen" - "Da Sein" - Sichtbar sein. Alles sehr wackelig und immer wieder unterbrochen mit "macht alles keinen Sinn" und "alles zu viel" - manchmal im Sekundenwechsel oder Gleichzeitig. Naja, es steckt noch Leben drin.^^

Donnerstag, 24.07.2014

Das Asthma ist besser, aber noch nicht gut. Also erst mal noch weiter Kortison nehmen. Die Körperwahrnehmung ist hier immer eher verunsichernd, nie wird so ganz genau gewusst, was jetzt stimmt oder nicht - die regelmäßigen Termine bei der Ärztin, die immer abhören wollte, haben da irgendwie etwas sicherer gemacht, weil wir so zuordnen und abgleichen konnten und zumindest zur Zeit das Gefühl da ist, halbwegs realistisch einschätzen zu können wie das mit dem Luft kriegen ist.

Sie sagte, dass ich erst mal Kortison noch weiternehmen soll und wenn ich das Gefühl habe, dann erst viel langsamer als vorher geplant reduzieren. Wir wollen ja einen Krankenhausaufenthalt vermeiden. Sagte sie. Diese Worte haben mich erstaunt und ich hab da erst ein bisschen verstanden, das es schon auch irgendwie schlimm ist mit dem Asthma. Also sehr unangenehm und Ängste machend innen, das war ja vorher schon klar. Aber schlimm, einfach weil schlimm, ohne das ich und wir da Gefühle mit vermischen ist komisch und nicht wirklich greifbar. Wir haben immer die Komponente, dass wir uns ja auch "anstellen" und "übertreiben". Sicher auch dem zu verdanken, wie früher mit Asthmaanfällen und so umgegangen wurde.

Als Baby und Kleinkind hatten am schlimmsten Asthma mit Anfällen und Notaufnahmen. Mit 3 etwa wurde Asthmaanfälle weniger und Neurodermitis schlimmer. Mit 12/13 habe ich erst erfahren das ich Asthma habe. In der Kinderklinik musste ich plötzlich regelmäßig Inhalieren und Medis nehmen, was bis heute so geblieben ist. Luftnot gab es auch vor 13, aber es hat niemanden interessiert. Keine Medis und blöde Sprüche ("Du bist eben zu Fett, nimm ab und du kriegst luft" usw) - ich denke keine Luft kriegen war normal und vieles wurde eben auch nicht mehr oder eingeschränkt gemacht, wie Sport in der Schule. Das es das zunehmen ab 9 Jahren etwa begünstigte steht wohl außer Frage.

Wenn ich die Zeit angucke, in der Asthma uns am meisten belastet hat und das was im OEG Verfahren alles Thema war, dann sehe ich da die Zusammenhänge und wunder mich weniger, warum wir plötzlich damit zu tun kriegen.

Asthma macht übrigens das Gefühl keine Luft zu kriegen, aber eigentlich ist es so, dass man nicht ausatmen kann. Alles innen behalten, nicht loslassen - sehr bekannte Themen.

Freitag, 25.07.2014

Der letzte normale Termin mit Urs. Jetzt machen wir nur noch einen Abschiedstermin.
Ich hasse Abschied und immer noch weiß ich gar nicht wie das geht.


Wünschen Euch Tage, die viel Gutes für euch bereit halten ♥

Samstag, 19. Juli 2014

Einfach nur weiter

Es geht weiter.
Die Situation mit dem OEG (Opferentschädigungsgesetz) ist unverständlich. Wir werden weiter machen und auch in die nächste Instanz gehen. Wir brauchen das für uns - es macht weiter Hoffnung - auch. Aber eigentlich ist es auch eine Empörung, die uns weiter machen lässt. Ich meine, der Richter bestätigt uns, dass er uns glaubt, die Diagnose ist da und die Traumafolgen belegt. Eine DIS beinhaltet ja nun mal Dissoziation und Amnesie - so konnte überlebt werden. Mir ist klar, dass ein Gericht vielleicht nicht grundsätzlich von einer DIS auf Gewalterfahrung schließen kann - bei wenigen gibt es andere Ursachen. Aber bei uns liegen keine anderen Traumata (OP, Naturkatastrophe usw.) vor und der Richter glaubt uns. Für mich ist die "an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit" logisch - es ist mehr passiert, als ich Berichten kann und das was ich Berichten kann ist schlimm genug... eigentlich. Vor 2 Jahren gab es ein Urteil, wo von der DIS auf Gewalterfahrung geschlossen wurde. Dem gehen die Gerichte nicht nach - ganz einfach, weil es Geld kosten würde. Man muss sich vorstellen wie viele danach relativ leicht einen Anspruch geltend machen könnten. Es geht immer nur um das Geld. Nicht um Opferhilfe. Wir wollen solange weiter machen bis es nicht mehr geht. Vielleicht - wer weiß was in der Zeit noch geschieht im Opferentschädigungsrecht - oder welcher Richter doch anders entscheidet. Es ist schade, dass es so wenig Öffentlichkeit für sowas gibt. Ich weiß auch nicht wirklich wie ich das ändern könnte. So mache ich weiter. Einfach nur weiter.

Was in dieser Zeit sich für mich, für uns, als schwierigstes Problem zeigte, war das Unvermögen zu zeigen und mitzuteilen wie es uns aktuell geht, auch vor uns selber. Der Körper behält alles in sich - nicht mal weinen oder so war bisher möglich. Dafür wurde aus der Erkältung ein schlimmes Asthma, was wir grad mit viel Kortison behandeln müssen. Es brennt und wir sitzen da und versuchen das Feuer zu ignorieren - so bleibt es echte Glückssache, ob es uns verbrennt oder ob es irgendwie von selber wieder erstickt. Wir müssen lernen Bränden anders zu Begegnen! Uns zeigen und ausprobieren, wer wie beim Löschen helfen kann. Ich weiß nur nicht wie wir das machen können - wie wir das aushalten können. Das ist nach wie vor etwas, was uns immer wieder in die Todesnähe bringt, uns alleine macht. Diese totale Kontrolle - die Panik, die es zusätzlich macht, wenn die Augen auch nur feucht werden. Das ständige Gefühl zusammenzubrechen und es doch nie zu tun. Uns hat das sicher gerettet und vor einigen Erfahrungen bewahrt - aber heute bedroht es auch unser Leben.

Nicht selten dachte ich über einen Stationären Aufenthalt nach. Immer nicht lange, weil ich einfach nicht wüsste wohin. Ein sicherer Ort, wo Menschen sind, die einfach nur Achtsam sind und mit uns herausfinden mögen, was ist oder helfen könnte. Aber wenn ich an all das aus den Klinikzeiten denke, dann weiß ich schnell, das es so nicht sein würde. Eher würde es schlimmer als damals sein, weil wir nicht mehr soo dicht sind und nicht mehr alles mit uns machen lassen würden. Jedenfalls letztlich. Wir fühlen uns auch verletzlicher und so wäre es eine Katastrophe, in einer Situation, die Auslöst, dass man Hilfe braucht, in eine Situation zu gehen, die so Konfliktgeladen ist. Leider.

Sonntag, 6. Juli 2014

Opferentschädigungsgesetz

Es fällt mir schwer über den Termin bei Gericht zu schreiben.
Vielleicht vorweg, wir sind Dankbar, für die tollen Frauen um uns herum! Für das Denken an uns und das da sein. Danke ♥

Ich glaub, knapp 4 Stunden hat es gedauert, plus ca 2 Stunden Fahrt. Eigentlich unwichtig.

Es geht noch nicht - das Schreiben.
Es endet wohl so, dass der Richter uns glaubt, aber es nicht reicht, um einen tätlichen Angriff zu Begründen - und auch wenn der (die) gesehen wird, ergibt sich keine Kausalität. Die bestehenden Traumafolgen sind zu schlimm für das was relevant ausgesagt werden konnte. Die Erinnerung zu Fragmentiert. Ich verstehe es noch nicht richtig. Zwar ist sexuelle Gewalt in der Kindheit Strafbar und auch das was wir berichtet haben, aber das heißt noch nicht, dass es auch für das Opferentschädigungsgesetz reicht. Wir sind noch unter Schock.

Ja, wir können weiter machen. Noch ein Glaubwürdigkeitsgutachten, ein psychiatrisches Gutachten und dann gibt es ja auch noch eine Instanz. Der Richter sagt, dass es wegen der Kausalität nur eine sehr geringe Chance geben wird. Also wenn weiter machen, dann nicht für uns, sondern für andere. Das würde ja alles wieder Jahre dauern und vielleicht sind wir eines Tages soweit damit an die Öffentlichkeit zu gehen - vielleicht wäre das ein Sinn. Wir werden das noch mit anderen und unserer Anwältin besprechen.

Es ist für uns schlimm und wir müssen noch alles ordnen und verstehen. Für uns gab es eine Perspektive, die äußerliche Lebensqualität zu verbessern. Sich davon zu verabschieden erscheint noch unmöglich.

Das ist einfach nicht fair. Ich kann das kaum aushalten - immer wieder.

Nachtrag:
Hier ein Link zu der Thematik: "Gewaltopferentschädigung bei sexuellem Missbrauch in der Kindheit"