Dienstag, 10. September 2013

Wie damit umgehen?

Wie will/kann ich damit umgehen, wenn ich einem Blog lese, dass jemand sterben will? Nicht so im Sinne “ich bring mich gleich um” – aber sehr deutlich, wie ich finde und das Abschied nehmen spürbar. Sogar das Wie lesen wir heraus… lesen wir das heraus oder ist es so?
Wir haben sehr viel Erfahrung damit im realen Leben sammeln müssen, vor vielen Jahren. Immer und immer wieder waren wir in der Situation Retten zu müssen. Oft nicht wissend, ob man damit wirklich was gutes tut. Dennoch hat sie es vollendet, in einer Zeit, wo wir uns abgegrenzt haben. Eine andere Freundin war Jahrelang hochsuizidal. Sie war viele Jahre in der Psychiatrie und etwa ein Jahr voll fixiert, weil sie sich immer sofort was antun wollte. Irgendwann geschah irgendwas und sie begann wieder ins Leben zu gehen. Unsere Wege trennten sich, als ich immer weniger funktionierte, aber sie lebte mit einem, den sie liebt in einem kleinen Häuschen und war mitten im Leben – nie hätte ich das gedacht und noch heute denke ich daran mit großem Respekt und staunen!
Ich habe inzwischen gelernt, mich von manchen Menschen / Situationen zu distanzieren. Auch Verantwortung abzugeben, wenn es um Leben und Tod geht.
Nur wenn ich diesen Blog lese, dann macht mich das hilflos. Steht da genug um es an die Polizei weiter zu geben? Wenn ich nicht mehr lese, was bin ich für ein Mensch, wenn ich einfach die Augen zu mache? Was wenn ich eines Tages erfahre sie ist gestorben?
Über den Tod zu schreiben/reden und allem was einem damit verbindet, dass ist mir so lange ich denken kann vertraut. Aber es kommt doch auf das Wie an. Es ist eine Art sich mitzuteilen, in dem Blog, die mir das Gefühl macht Verantwortung zu haben (Hilfe holen zu müssen). Es triggert die Innen an, die selber so schwer sich tun mit der Hoffnung. Es erinnert daran das sie gesprungen ist. Und doch kann es auch nur eine Phase sein, die der Bloginhaberin gerade so schwer zu macht und alles kann auch besser werden.
Ja, jede muss selber entscheiden und auch darüber ob sie Leben will und kann. Das ist wichtig und auch Respekt zu haben für die, die sich gegen das Leben entscheiden.
Aber zugucken kann ich nicht! Das halte ich nicht aus, so sehr ich “verstehen” kann, so wenig kann ich zugucken. Was macht seelisches Leiden anders, als eine totbringende Krankheit? Ich sehe es in der berechtigten Hoffnung, dass sich was ändern kann – mit der richtigen Hilfe, die zugegebener Maßen oft sehr sehr schwer zu finden ist.
Ich weiß, dass ich mich abgrenzen muss – das ich uns schützen muss. Ich weiß nicht, ob ich den Blog melden sollte oder ob wir da wegen unserer Erfahrungen mehr “Gefahr” sehen, als es real  ist. Ich will damit nicht alleine sein.

6 Kommentare:

  1. Heute stand ich kurz davor den Artikel wieder zu löschen. Ich weiß nicht, es ist ein schwieriges Thema und hier nur angerissen von uns. Wieder ein "zu wenig" und ein "zu viel" zur selben Zeit.

    Jetzt denke ich, dass wir vielleicht mehr vertrauen in das Leben haben sollten. Auch für diesen Menschen in dem Blog. Es geht hin und her und ich frage mich wie andere, die dort lesen damit umgehen? Vielleicht machen wir dort mal einen Kommentar und fragen das einfach? Wäre am Naheliegendsten. Schauen wir mal wie es geht und wird. Hier ist das Internet sehr schwierig, weil man nur mitkriegt was geschrieben wird.

    Hier 2 Links, die ich heute in unseren Feedreader fand.

    http://netzfrauen.org/2013/09/10/welttag-suizidpraevention-i-remember-you/

    http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/praevention/article/845712/suizidpraeventionstag-machs-robert-enke.html

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  2. Hi Sterne, in der Tat ein schwieriges Thema - gerade wenn man Selbst damit persönliche Erfahrung gemacht hat im Leben.

    Es gibt da kein "richtig" oder "falsch" - da muss jeder für sich gucken wie man damit umgeht. Liest man es? Lässt es bleiben oder meldet man den Beitrag... nicht einfach und die Frage sollte jeder für sich Selbst beantworten.

    Ich lese sowas nicht da ich weiß was es mit mir macht - es tut nicht gut. Und es obliegt nicht meiner Verantwortung - bzw. ich will diese Verantwortung schlichtweg nicht.

    Für andere mag dies so nicht gehen - treten mit dem Schreiberling in Kontakt - sowas ist ganz oft "nur" ein Hilferuf - ohne das wirklich was hinter steckt - geht aber auch anders... je nach gemachten Erfahrungen.

    Und wenn Du sagst "ich fühle mich gut, wenn ich es melde" - dann mache das so.
    Wir haben mal Ehrenamtlich für ein Onlinerollenspiel gearbeitet - und mussten jede Androhung umgehend melden. Als Dienstleister bist Du dazu dann verpflichtet - als Leser... nun sollte doch ein Resultat folgen - dann werden sich viele Fragen - "wieso hat von den Lesern, keiner was Unternommen"

    Schwierig - absolut! Und es gibt da keine Richtigen oder eben Falsche Antworten und Reaktionen...
    einer der Gründe wieso wir in keinem Multiforum sind - der Schutz um das persönliche Wohlergehen - auf uns achten.

    Ob der Eintrag hier hilft? Ka - zeigt aber wie schwer das Thema ist.

    Viele Grüße

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  3. wir überlegen, ob wir was sinnvolles dazu beitragen können und nee, können wir nicht.
    wir haben das Geschriebene noch geändert und wenn es für euch so gar nicht geht, dann bitten wir doch sehr darum, das zu löschen.

    Manche sehen im Leben den Sinn, manche im Tod. wir kennen die Umstände nicht, nicht den Blog, aber das finden wir auch gar nicht so wichtig.
    Ist nicht die Entscheidung, ob Leben oder Tod, eine Entscheidung, die jede/r für sich treffen kann, wie sie/er das möchte? Und wenn sie/er diese Entscheidung getroffen hat, warum muss es dann öffentlich gemacht werden?
    Das heißt also, es ist keine Entscheidung getroffen worden, sondern die Überlegungen dazu sind da und dann sollte man vielleicht helfen? Und Hilfe sehen wir auch in einem Blogeintrag.
    wir denken, das belastet euch sehr, aber ist es eure Baustelle? und

    wir möchten hinzufügen, wir haben eine klare Meinung dazu, die wir nicht öffentlich machen, weil wir nicht einfach andere Menschen mit einer Verantwortung belasten würden wollen, die sie gar nicht tragen können

    wir senden euch liebe Grüße

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  4. Danke an Euch alle!!

    Eure Gedanken dazu helfen schon auch! Es sind viele Gedankengänge, die wir auch haben und die noch mal wieder etwas geerdet haben. Das Thema ist weit und wir müssen einfach mehr schauen wieder was wir lesen.

    Das wir so spontan darüber geschrieben hatten, dass war unüberlegt und ich glaube, weil sich da einiges vermischte im Innen fühlte es sich so akut an. Das hat sich wieder was verändert. Die Tendenz den Beitrag zu Löschen hab ich immer noch, aber es wäre auch blöd, weil ihr ja auch euch so Gedanken gemacht habt und das Thema ja auch irgendwie in das Internet gehört. So lasse ich es erst einmal stehen.

    Seid ganz herzlich von uns gegrüßt
    sterne

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  5. Liebe Sternchen,
    macht Euch nicht so viele Sorgen in so einem Fall. Manche äußern solche Gedanken, aber es bleibt offen, ob sie auch den letzten Schritt tun. Vielleicht erwarten sie einfach nur ein paar freundliche, aufbauende Worte. Wer hier sich in dieser Richtung äußert such jemand, der ihm zuhört, sich für ihn interessiert, ihm liebe Worte zukommen lässt. Letzten Endes kann man es, so derjenige es will, ihn auch nicht daran hindern. Wer ernsthaft Suizid plant, der tut es. Wie Du selbst erlebt hast, gibt es dann oft auch eine gute Wende.
    Ich wünsche Euch eine harmonische "Restwoche".
    Liebe Grüße von Anne

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