Dienstag, 5. November 2013

Verzweifelt, lauwarm kotzen

Da sitze ich jetzt hier und die Tränen sind näher als nah. Mit einer Freundin gechattet, die andere rief an um Gute Nacht zu sagen, schnell machen wollen, weil ja auch Chat weiter gehen soll, weil ist grad so selten der Kontakt und die am Telefon ist aber grad im Urlaub und auch da kurz hören wollen wie es ist – 10 Minuten, aber die im Chat hat sich schon verabschiedet, weil müde und viel und schlafen müssen und die am telefon auch irgendwie versucht schnell zu machen und jetzt sitz ich hier und hab weder mit der einen noch mit der anderen einen ruhigen Austausch gehabt und bin traurig. Das kam ähnlich jetzt schon öfter vor, weil die beiden irgendwie oft eine ähnliche Zeit haben und ich find es ganz schlimm.  Auch wenn beide sagen es ist nicht schlimm, aber es ist immer stress dann und ich weiß nicht wirklich eine Lösung, denn die wäre in dem Moment zu entscheiden und das krieg ich nicht hin. Ja ich weiß, wird passieren müssen oder es bleibt eben so. (Und nein, es hat nichts mit euch beiden zu tun, denn ihr sorgt da ja für euch und das ist gut und soll so bleiben, ich muss für uns handeln….) In sowas bin ich echt schlecht.

Ein paar Stunden später:

Ich lass alles stehen wies geschrieben wurd. Der Termin bei der Ärztin macht doch mehr als ich dachte. Schon den ganzen Abend und auch wenn es keine Sinn macht ich lass uns was rumkotzen hier – vielleicht geht dann schlafen. Sie hätte von sich aus nichts angesprochen, weder das Telefonat mit unserer Therapeutin noch den Schwerbehindertenscheiß. Als wir (Mai und wir) sie ansprachen war sie wirklich sichtlich angenervt. Ihr Gesicht sah eindeutig aus. Sie sagte aber nichts wirklich dazu. Ihr Blick schränkte unseren Handlungsspielraum ein und wir taten was ihr lieber war, auf die üblichen Fragen Antworten und wissen sie weiß nicht was ich meine und will es auch nicht wissen. Ich hätte gerne gefragt, was sie nervt. Die Arbeit, den Bericht anders schreiben zu müssen oder das Sie nicht weiß was wir eigentlich von ihr wollen, aber nicht Fragen mag, weil sie ja die Fachfrau ist und keine Schwäche zeigen mag. Ich sag mir andauernd, das es egal ist und solange sie halbwegs macht was wir brauchen (wo wir sehr misstrauisch sind, ob das wirklich geschieht), dass es keine Alternative gibt und sie ja eigentlich auch irgendwie nett ist. Aber es brodelt so sehr Innen.

Es ist so sehr zum Kotzen auf Menschen angewiesen zu sein, die wir gar nicht wollen. Über privates Reden und zu merken, dass sie absolut nicht von ihrem Denken abweichen wrd. Das man erklärt und in der nächsten Stunde wieder ein ähnlicher Ablauf ist. Sie hat keine Lust sich mit der DIS auseinander zu setzen und dem was dieses Sosein macht. Immer wieder stellt sie die selben Fragen. Ich hasse es das wir dann heute auch geredet haben und versucht was zu erzählen, ich hasse es das wir was erzählen was wir nicht wollen und ich das nicht gestoppt bekomme. Dieses Gesicht von ihr heute war einfach ehrlich und dieses wieder nett reden danach war scheiße! Wir steigen leider sofort auf sowas ein, aber ich hätte gerne anders Reagiert und hätte das Echte gerne weiter gehört! Es ist zum kotzen, dass es keinen Sinn macht und vernünftiger ist, das alles irgendwie als “Mittel zum Zweck” zu betrachten.

(Vorsicht zwischendrin Fäkalsprache!) Ich fnds zum Kotzen auf Menschen angewiesen zu sein, denen ich egal bin und dennoch haben sie Leben in der Hand! Ich finds zum Kotzen von Menschen begutachtet zu werden, die mich nicht kennen und die so viel privates wissen wollen ohne auhc nur irgendwas wissen zu wollen. Ich finds zum Kotzen, das ich wieder so ein scheiß Glaubhaftigkeitsgutachten machen muss – wieder erzählen, was ich nicht erzählen kann, nur damit man mir hilft und ich bekomme was mir angeblich zusteht. Was ist mit den vielen Klinikberichten und Therapeutinnen, Helferinnen, Ärzte, die uns Jahrelang kennen und nichts von dem hat Wert und unser gerede wird auch wieder keinen Wert haben, weil wir noch nicht “Gesund” sind und alles mal eben so im einklang mit Gefühlen erzählen können, geschweige denn Erinnerungen einordnen und so weiter – was zählt eine Diagnose, wenn man in solchen Gutachten nicht berücksichtigt, das es einschränkungen gibt? Ich finds zum Kotzen nach einer neuen Therapeutin suchen zu müssen und nicht mal 2 vor Ort zur Auswahl zu haben – wo ja das zwischenmenschliche in der Therapie so wichtig ist und freie Arztwahl besteht…. Ich hasse es nicht die Hilfe zu bekommen, die eigentlich möglich wäre und mir so verweigert wird ein scheiß beschissenes gutes Leben mal zu haben. Mich kotzt es an das diese Frau sich über mich stellt, wo wir sie doch sowieso schon Kilometer höher stellen. Was ist so scheiße schwer daran offen und ehrlich zu sein? Direkt zu sagen, was man weiß und was nicht. Davon aus zu gehen das jemand die Wahrheit sagt? warum ist diese scheiß Show in dieser welt so wichtig? 44 Jahre Scheiße und manchmal hasse ich es, dass es gute Erfahrungen mit liebe Menschen gibt, die uns an das Leben binden. Diese Situationen und Menschen die fördern doch das gespalten/gebrochen sein. Das hilft doch nicht. Wenn ich alles könnte, allen Anforderungen gerecht werden könnte – wäre ich entweder nicht mehr in der Lage zu begreifen, dass ich ein scheiß Leben habe, oder ich wäre Buddha oder ne Göttin oder sowas. Menschlich ist das nicht. Oder gerade doch – leider. Irgendwie hat das heute was ausgelöst. Dieses Gesicht und dann der wechsel zu trallala und aushorchen. Das war nicht gut!

So und jetzt versuche ich zu schlafen.

Sonntag, 3. November 2013

Wieder ein Montag

Der Montag ist gekommen. Die vergangene Woche verschwommen. Mir ist nach Jammern, Klagen und Zickig sein.  Alleine das aufzuschreiben löst schon aus, dass ich es wieder löschen will und denke “wie sinnlos!” Ich lass es ja sein.

eulentasse gute WocheEs geht weiter und Morgen geht es mit Mai wieder zur Fachärztin. Wir waren noch nicht wieder da, seit wir gelesen hatten was sie an das Versorgungsamt geschickt hat und bei der Anwältin waren. Unsere Therapeutin hat mit Frau D. telefoniert. Wie das angekommen ist werden wir sehen. Gehen da nicht gerne hin, haben aber auch nicht wirklich eine gute Alternative. Gelassenheit ist gefragt, denke ich.

Mit der Lesebrille wird sich erst Anfang des Jahres realisieren. Der Optiker hat wieder gemessen. Jetzt sollen wir noch mal nachprüfen lassen bei der Augenärztin. Wir sehen bei einem Auge etwa 70%, beim anderen 80% (oder so) und heraus müsste eine etwa 90% Sehkraft beider Augen kommen, also insgesamt höher. Bei uns haben aber beide Augen zusammen eine niedrigere Sehkraft. Jetzt soll es überprüft werden und den Termin haben wir erst Ende Januar bekommen. Ich bezweifel das dort etwas Sinnvolles herauskommt, wenn es dann überhaupt so ist. Glaube eher das daran liegt, wer wie grad mit durch die Augen schaut. Naja, Aber die Brillengläser werden sehr teuer und da ist besser einmal zu viel als einmal zu wenig nachschauen zu lassen.

Mal sehen was der November uns bringt.

Die Eulentasse haben wir Donnerstag geschenkt bekommen :-) Sie ist voll süß – leider wird das Bild ihr nicht gerecht, aber ich wollte sie zeigen.

Mein Jetzt

Mein Jetzt ist nicht die Abwesenheit von Vergangenheit und nicht die Abwesenheit von Zukunft. Mein Jetzt ist nicht erfüllt von der Vergangenheit und nicht erfüllt mit der Zukunft. Mein Jetzt ist Nichts, hinter dem sich Alles verbirgt. Mein Jetzt versteckt sich vor mir und ich verstecke mich vor dem Jetzt. Es macht mir mehr Angst, als jede Vergangenheit und Zukunft es je tun können. Aber vor der Angst kann ich mich meist Verstecken und manchmal versteckt sie sich vor mir. Sie hinterlässt dabei Spuren und keine Welle kann diese wegspülen. So bleibt sie Sichtbar, bei allem was ich mache und bei allem was ich nicht mache. Mein Jetzt ist das Versteck. Ich verstecke mich vor uns, vor dir, vor mir. Ich verstecke mich jetzt. Gut getarnt – denn ich finde mich nicht. Finde uns nicht. Finde dich nicht.
Mein Jetzt verliert sich in jedem neuem Jetzt. Es zerrinnt und war nie da. Manchmal bringt jemand oder etwas sein Jetzt zu meinem und es schaut aus seinem Versteck, ist ein bisschen da, webt sich lebendig und zieht einen Faden in das nächste Jetzt. Nur durch mich ist mein Jetzt leer, weil ich es nicht erkennen kann. Ich arbeite daran. Verabschiede mich von Verstecken die das Jetzt verschleiern. Die unerreichbearen Gleichhoffnungen. Versuche mir anzuschauen, welche verstecke mein Jetzt noch hat und wo ich mich verstecke. Aber es ist schwer zu sehen was ist. Es ist schwer das zu wollen. Erscheint schwerer, als kein Jetzt zu haben. Ich brauche Hilfe dabei. Mutmachen und Hilfe beim suchen. Vielleicht noch mehr beim erkennen und aushalten. JedeR von uns hat ein eigenes Jetzt und doch kann ich in keinem Jetzt wirklich alleine alleine sein. Auch das lerne ich noch. Euch in Eurem, meinem, unserem Jetzt kennenzulernen. Wahrnehmen und weben.
Ich bin noch nicht bereit, mittendrin und weit entfernt. Bewegung bringt Bewegung. Ich halte still. Allermeist. Verstecke mich vor dem Jetzt. Vor dem in mir, neben mir, vor den anderen. Trotzdem erreicht mich mich über Fäden ein Wahrnehmen von so vielem. Jetzt. Nicht. Alleine weil ich Angst habe nicht auszuhalten. Weil ich so schon kaum aushalte und nicht weiß wie das gehen soll dieses Jetzt wahrnehmen. Und dann noch aussprechen und mitteilen – Hilfe für mein Nichtjetzt? Warum reicht es nicht von Gestern und Gleich zu reden, warum kann es nicht genügend Helfen? Warum muss es dieses beschissene Jetzt sein? Da ist doch Nichts! Ist alles gut, ich halte still!
Nur, das will ich ja nicht mehr. Ich will dem Jetzt in die Augen schauen und vielleicht sterbe ich dabei, aber vielleicht sehe ich auch neue Wege. Still halten ist kein guter Weg. Verstecken hilft nicht. Ich weiß das genau. Ich verstecke mich vor meinem Jetzt, vor unserem Jetzt. Ich weiß noch nicht, wie ich damit aufhören kann. Es ist so unfassbar, ungeheuerlich Fremd!

Samstag, 2. November 2013

im Kontakt?!?

trinchen ist da für uns

Sie schaute uns an, Donnerstag Abend und sagte genau das zu uns – voll lieb :o) Dachte wir knipsen das mal und machen viel Glitzertropfenbunt drumherum. Und ganz in Echt – sie ist noch nie weggelaufen vor uns! ;o)

Heute (Freitag) hatten wir eine Vertretungsassistenz mit der wir Einkaufen waren. Irgendwas zwischen ein und eineinhalb Stunden dauerte das. Sie war nett. Hat viel geredet und gelacht. Bemüht, Fröhlichkeit und “alles ist gut” zu vermitteln und zu erleben. Es war ok, für einen Einkauf. Was mich wundert, obwohl es bei vielen so ist die “Betreuen”, das sie so viel über sich Privat erzählen, aber keine einzige Frage privater Natur an uns stellen. Ich merke mir eher nicht Einzelheiten, aber weiß eigentlich von ihren erwachsenen Kindern, ihrer Mutter, ihren Mann – Beruf und Abwasch-/Kochvorlieben, Internetnutzung, Pflanzen, fast genau wo ein Klient seit 30 Jahren oder so wohnt – ich weiß (oder denke es mir) das sie ein Problem damit hat alt zu werden und ziehmlich stolz ist, das sie noch so jung wirkt und mithalten kann und weiß das sie aus einer Stadt kommt, die in der Nähe der stadt ist wo wir aufgewachsen sind. Es ist ziemlich klar, wäre sie öfter hier, das wir wesentlich mehr von ihr erfahren würden. Und wir haben sie nicht ausgefragt oder (bewusst) zum Reden gebracht – gefühlt waren wir eher verwirrt und versuchten zu folgen. Naja, aber lächelnd und denkend daran, das es um den Einkauf geht. Ich stelle mir vor, das es vielleicht ein Schutz ist so viel zu reden, zu lachen, weil sie ja auch nicht wusste was wirklich auf sie zu kommt, wie wir sind. So war ja auch kein Raum für negatives – selbst wenn wir es gewollt hätten. Vielleicht ist es eine Strategie? Wenn ich als Assistentin / Betreuerin zum ertsen mal zu jemanden gehe – wie kommt es das so viele gleich soviel von sich erzählen?

Es ist ja kein privates Blinddate oder so was. Bei uns /mir löst das inneren Alarm aus. Andererseits funktionieren wir und sind freundliche Gesellschaft. Über die vielen Jahren im Hilfesystem sind wir da aber vielleicht auch empfindlich geworden. Zu oft hat sich herausgestellt wie ungut dieses Vermischen ist. Die Beziehung ist ungleich und keine Freundschaft. Selbst wenn wir es anders haben möchten – endet die Arbeitsbeziehung, endet in der Regel auch der Kontakt. Wenn vorher eine Vermischung ist, dann macht es den Abschied / Bruch schwerer, weil mehr Beziehung da war. Zudem vermischt sich sowieso zuviel, und für uns ist nichts schwerer, als bei uns anzukommen, Sein lernen – ohne im Blick haben zu müssen wie es dem Gegenüber geht. Wieder ein Thema für ein Buch.
Heute hat das nicht so geklappt, wie wir es gewohnt sind. Beim Einkaufen waren wir mehrmals überfordert von ihr, dem Konzentrieren auf das Einkauf und den Menschen die noch zusätzlich da waren. Aber ich denke, das es nur für uns merkbar war. Als sie ging, bot sie sich an gerne wieder zu kommen, wenn Vertretung gebraucht wird. Ja, wenn Vertretung dringend gebraucht wird, wäre es ok. Ich muss grad an unsere Mutter denken, sie hat ihren Kunden gegenüber immer zuviel über ihr Privatleben geredet, auch wenn wir dabei waren und es uns peinlich war. Aber sie war bei anderen beliebt.

Als die Frau weg war, kam es uns vor als wäre sowas wie eine Wirbelwind da gewesen. Wir waren total erschöpft und haben mehr als 5 Stunden geschlafen (die Nacht war aber auch kurz).

Eine andere Seite ist, dass es auch etwas Angst macht, weil es so anstrengend war – ich mich nicht so funktionstüchtig fühle und Angst hab, das es mir ganz verloren geht. Das bezieht sich jetzt auf das normale Zusammensein mit anderen Menschen. Das Leben eines normalen Alltags. Früher war es so das wir gut in Kontakt kamen. So wenige Kontakte wie die letzten Jahre hatten wir noch nie. Ich weiß ja, das wir nicht so normal sind und das schwierigste war immer und vermehrt, das wir es kaum schaffen, von uns aus in Kontakt zu gehen. Wenn von außen was kommt können wir in der Regel gut und gerne reagieren – aber agieren war nie so unsere Stärke und immer ein Kraftaufwand. Inzwischen glaub ich das auch reagieren nicht mehr so gut gehen wird. Mir fällt auf wie unsicher wir sind. Vielleicht ist es der Fortschritt, dass es mir auffällt, dann hoffe ich, dass wir auch wieder sicherer werden können….

In der realen Welt ist es ja klar, das wir keine neuen Kontakte aufbauen können, wenn wir in der Wohnung festsitzen. Aber auch im Internet beuen wir keine wirklichen Kontakte auf, selbst wenn wir da fast den ganzen Tag zu finden sind. Wir sehen das oft, wie bei anderen über den Kontakt im Internet auch Freundschaften entstehen. Wir haben dieses so nie geschafft. Viele sind uns auf einer Ebene vertraut – wir lesen sie schon lange unn hier und da wird miteinander geschrieben / kommentiert. Manche sind uns sehr ans Herz gewachsen und wir machen uns Gedanken, wenn wir mitkriegen wie es jemanden geht. Aber wirkliche Gespräche, verbindliches miteinander – ich glaube das meiden wir. Vielleicht ist das auch, weil es meist jüngere Frauen sind, die sich da gegenseitig kennenlernen und ihnen diese Form des Kennenlernens im Internet vertrauter ist? Eigentlich weiß ich das es an uns liegt. Ich hab uns immer für sehr gesellig gehalten, gerne mit anderen Menschen zusammen sein, lachen und gute Gespräche. Aber eigentlich weiß ich nicht wie wir sind. Was wir mögen. Hmm – ich muss grad aufpassen mich nicht in dieses “wir sind nicht geeignet für dieses Leben” hineinzuschreiben. Besser ich unterbreche grad mal diese Gedanken und das Schreiben hier.

Wir wünschen allen ein schönes Wochenende mit vielen guten Momenten!