Die letzten 2-3 Jahre waren wirklich schwer für uns und es fällt mir so sehr schwer zu beschreiben was war, wie es war, was es gemacht hat und macht. Die letzten Wochen haben das noch getoppt und ehrlich gesagt weiß ich nicht wie wir damit umgehen können.
Als Mai gegangen ist, hat das viel mit uns gemacht. Die Betreuung war für uns Arbeit. Oft schwierig aber gut. Das und sie fehlt uns wirklich sehr!
Wir mussten uns sehr schnell wieder auf neue Menschen einlassen. Wir können das, weil wir uns schnell anpassen können, wobei das eher oft nicht eine Entscheidung ist, sondern ein Überlebensdings. Wir haben auch versucht uns nicht nur anzupassen, sondern zu reden - soviel Erklärungsversuche. Es schien uns wichtig zu sagen, was uns in der Arbeit mit Mai hilfreich war und wir versuchten, dass die Anderen verstehen. Aber damit haben wir überfordert und immer mal wieder wurde es deutlich, dass die Anderen sich gemessen fühlten an Mai. Es fielen Sätze wie “Ich bin nicht Mai” oder es wurde gesagt, dass wir ja Abschiedstrauer haben (dürfen) und Mai ja Psychologin war, was sie ja nicht sind. Auch hier versuchte ich wieder zu erklären, das ich die Trauer und das Arbeiten auseinanderhalten kann. Das es mir nicht darum geht Mai zu verherrlichen, sondern zu erzählen was hilfreich ist. Bis Heute denke ich, dass es viel mehr um eine Haltung ging, als um Ausbildung (zum Beispiel, nicht zu bewerten und nichts erwarten, bzw. Eigene Erwartungen zu hinterfragen). Es gab dann eine Zeit, da versuchten wir zu erklären ohne Mais Namen zu benutzen. Aber das war schwierig. Irgendwann redeten wir da kaum noch drüber. Wir passten uns an. Das machte die Anderen zufriedener. Wir versuchten den Alltag zu erhalten. Es gab noch ein paar Betreuerinnenwechsel. Ein Kontakt ging für uns nicht mehr, eine andere wurde Krank. Vertretungen - einmal haben wir es sogar mit einem männlichen Betreuer versucht, aber das geht einfach nicht. Anfang Oktober kommt wieder eine neue Helferin und wir werden sehen wie das gehen wird. Te hat uns die ganze Zeit begleitet - es ist etwas entstanden, was einen Rahmen hat, so dass Begleitung geht ohne das ständig Not durch die Beziehung dazu kommt.
Eine lange Zeit waren wir sehr Suizidal. Zogen uns noch mehr zurück. Konnten/können noch weniger tun. Resignation und Hilflosigkeit wuchsen. Ängste verstärken sich, mehr Dissoziation, weniger lernen, weniger wahrnehmen. Durchhalten. Überleben. Anpassen. Dann kippte die Suizidalität in “Angst tot zu sein” - Nicht mehr Leben (müssen), war für uns immer eine Sicherheit gebende Alternative. Diese Angst tot zu sein kannte ich nicht. Es beruhigt andere - für uns ist das richtig schlimm. Es ist Ausweglos und manchmal fühlt es sich an als würde ich damit den “Verstand verlieren”. Wir konnten und können noch weniger in Kontakt gehen - selbst Likes verteilen bei anderen Blogger*innen oder auf Twitter ist die meiste nicht möglich. Ich denke, ich kann klar sagen, dass wir in dieser Zeit noch zurückgezogener gelebt haben und leben, auch außerhalb vom Internet reichte die Kraft nicht mehr, um die wenigen Kontakte, die wir noch hatten/haben zu pflegen. Wir haben noch mit einem Menschen, der nicht bezahlt wird, regelmäßigen guten Kontakt (eine lange Freundschaft). Das ist viel zu wenig und uns fehlen Menschen. Aber wir haben das Gefühl, das wir uns nicht anderen zumuten können. Die Anstrengung, die Kontakt mit Menschen für uns bedeutet ist groß und unsere Kraft brauchten wir um die Helfer*innen-Situation hinzukriegen, auch für Ärzt*innen und neue Diagnose zu schon bekannten. Für die Suche nach einer Psychotherapie. Für die Aufrechterhaltung eines Alltages. Für das Aushalten, der Dinge die wir nicht schaffen. Für uns.
Soviel resignieren ist in uns. Nicht mehr glauben, dass wir für uns gute Hilfe finden. Nicht mehr glauben, dass “es” besser werden kann. Die Therapeutinnensuche ist ein Drama - die, die noch mit DIS arbeiten sind über Jahre voll oder man muss sie selber bezahlen. Selbst das Kostenerstattungsverfahren machen einige nicht mehr, weil die Krankenkassen es immer komplizierter machen. Immer, wenn wir jemanden empfohlen kriegen und unsere Kraft reicht mit einer Ablehnung umzugehen, versuchen wir es erneut. Erst heute wieder. Es ist schwierig bei allem was es Innen macht, weiter zu suchen, es immer wieder zu probieren. Über Jahre. Ohne therapeutische Hilfe ist es auf vielen Ebenen nicht/kaum möglich uns zu entwickeln. Diese ständigen Bezugswechsel sind auch so was, dass es bei allem Wollen, immer schwieriger macht sich einzulassen. Ich meine selbst für die von uns, die sowas eigentlich ganz gut können (müssen).
Sowieso, dieses “immer weiter machen”, sich immer wieder auf neue Helfer*innen einlassen, trotzdem zu versuchen, dass unsere Wohnung (supermini-)Schritt für Schritt schöner wird, trotzdem versuchen irgendwie das Nötigste für den Körper zu tun - das ist sooo schwierig.
Neben der Resignation, ist es für uns immer schwieriger mit Bewertungen und Fremdbestimmung umzugehen. Tatsächlich ist es immer schwerer geworden für uns gute Hilfe zu finden, seit wir mehr wissen, wie wir möchten, dass man mit uns umgeht. Das macht es uns auch unmöglich, uns in die Strukturen der Kliniken zu begeben. Wir brauchen keine Erziehungsmaßnahmen oder das andere wissen wollen, was für uns gut sein soll. Wir brauchen, eine gute Beziehung, einen sicheren Rahmen, ein Sein dürfen und ausprobieren. Immer wieder verstehen lernen, einander kennenlernen, jemand die fördert, dass wir Selbstbestimmt leben (könnten). Jemand, die sieht was wir auch schon geschafft haben. Zu vielem haben die Rosenblätter so sehr wichtige Artikel geschrieben, so wie z.B. der derzeit Aktuelle “Hilfe ablehnen”.
Wir sind auf Hilfen angewiesen - zumindest bis wir wissen, warum das so ist und wir es ändern können - wozu wir Psychotherapie brauchen. O.o
Nach all den Therapien, ambulant und stationär und der ambulanten Hilfen in unserem Leben, gibt es jetzt auch die, die sagen, dass uns nicht mehr zu Helfen ist. Wir sollen uns abfinden. Annehmen. Natürlich annehmen, was geboten wird, Dankbar sein. So ist das, wenn man als Alt werdende komplex Traumatisierte immer noch die richtige Hilfe sucht und nicht alles was geboten wird auch als Hilfe empfindet. Was aber, wenn ich trotzdem nicht völlig aufgeben mag? Wenn ich weiterlebe und weiter die richtige Hilfe suche und fordere? Es kriegt niemand mit, wenn wir nicht mehr schreiben. Darum versuche ich es aufzuschreiben - weiter zu schreiben. Darum überlege ich ernsthaft über die Zeitung einen Therapieplatz zu suchen oder jemanden, die*der so viel Geld hat, dass es nicht weh tun würde mir Therapie zu bezahlen. Ich habe ja nichts mehr zu verlieren. (Natürlich habe auch ich viel zu verlieren… ein blöder Spruch). Irgendwie müssen wir doch mal jemanden finden.
Es gab viele Gründe nicht mehr zu schreiben. Da ist das sich Zumuten. Zu schreiben, auch wenn es über lange Zeit nicht sonderlich Hoffnungsvoll ist. Die Angst, was denken andere? Was schreiben sie mir? Und dann die, die mich kennen und hier lesen. Bei manchen wusste ich nicht mehr ob ich es will, das sie mich lesen, bei anderen war die Angst, dass sie nicht damit umgehen können, wie wir hier schreiben. Dann gab es noch eine Situation, die mich vermuten lässt, dass Menschen aus der Herkunftsfamilie hier lesen vielleicht. Vielleicht war aber der Hauptgrund, dass ich es nicht ausgehalten habe, zu schreiben wie es mir geht. Mich uns anzunähern wieder. Vielleicht wollten wir einfach verschwinden und nicht mehr existieren. Alles zusammen wirkte.
Und jetzt? Es ist einiges geschehen, was nochmal oben drauf schwierig für uns ist und wir müssen endlich wieder schreiben und uns Mitteilen, uns sortieren und es nicht “vergessen”, was ist. Wir wollten versuchen auf einem anonymen Blog zu schreiben. Aber wie immer kommen wir dahin, dass dieses unser Blog-Zuhause ist und derzeit zieht es uns hierher. Ich hoffe wieder regelmäßig, kann es aber überhaupt nicht einschätzen.
Den 2. Teil schreiben wir in einem neuen Beitrag. (zum 2. Teil)
danke :)
AntwortenLöschenJa bitte, schreibt weiter...als ich meine Diagnose bekam, hab ich euren ganzen Blog, stück für Stück gelesen... Danke für euer Schreiben...
AntwortenLöschenlieben Gruß
Birke
www.zeitenmosaik.wordpress.com
Danke, Birke!
LöschenLieben Gruß
Wir können dich so gut verstehen, uns geht es genauso wie Dir mit der Hilf von Sozialbetreuern. Es lässt sich einfach kein Vertrauen aufbauen, wenn Die eh wieder in einigen Jahren weg sind. Vorallen Dingen fängt man immer wieder mit dem Erklären von vorne an z.B. Lebensgeschichte, wie behandelt man einen Multi. Wir respektieren auch langsam und wissen nicht ob wir so eine “Hilfe“ noch wollen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße und Viel Kraft für Euch
Lilian und Co.